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Gabriele Schmid:  Illusionsräume
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Licht und Holographie

 

Für die Praxis der Holographie spielt der duale Charakter des Lichts keine Rolle. Das Verfahren der Holographie beruht auf dem Wellencharakter des Lichts und seinen Spezifika.1 Erste Erkenntnisse der Wellenoptik formulierte Christian Huygens (1629 - 1694), wichtig für die Holographie sind ferner die Arbeiten von Thomas Young (1773-1829), Augustin Fresnel (1788-1827) und von Fraunhofer (1787-1826). Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts standen ausreichende Kenntnisse zur Verfügung, um die Prinzipien der Holographie verstehen zu können.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand man heraus, daß Lichtwellen ein Spezialfall elektromagnetischer Wellen sind. Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie sichtbar sind, denn für ein bestimmtes Spektrum elektromagnetischer Wellen sind im menschlichen Auge Rezeptoren vorhanden.2 Allgemein gesagt sind Wellen Störungen von Ruhezuständen. Eine Lichtwelle ist eine Störung in einem elektromagnetischen Feld, dessen Ruhezustand das Vakuum ist. Elektromagnetische Wellen sind periodisch sich kugelförmig ausbreitende elektromagnetische Felder. Sie bestehen aus zueinander senkrechten elektrischen und magnetischen Feldern (Abb. 4).

Eine Lichtwelle kann charakterisiert werden durch verschiedene Eigenschaften: Wellenlänge, Frequenz, Geschwindigkeit, Amplitude und Polarisation. Als Frequenz kann man die Zahl der Schwingungen pro Sekunde definieren, sie bezeichnet die zeitliche Ausdehnung der Welle. Wie die Welle sich räumlich ausdehnt, besagt die Wellenlänge, sie beschreibt den Abstand, den zwei Wellenkämme voneinander haben. Den Zusammenhang zwischen räumlichem und zeitlichem Verhalten der Welle beschreibt die Geschwindigkeit, d.h. die Strecke, um die ein Wellenberg oder -tal in einer Sekunde fortschreitet. Die Amplitude gibt an, wie hoch ein Wellenberg ist und wie intensiv also das Licht (Abb. 3). Mit Polarisation wird die Richtung bezeichnet, in der das elektrische Feld schwingt. Lichtwellen sind Transversalwellen, d.h. sie schwingen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Daher ist auch ihre Polarisationsrichtung immer senkrecht zur Ausbreitungsrichtung (Abb. 4).

Sichtbar von den Eigenschaften der Lichtwellen ist das Quadrat der Amplitude als Helligkeit (physikalisch: Intensität) und die Frequenz als Farbe. Die Empfindung dieser Qualitäten hängt nicht nur von den Eigenschaften der Welle ab, sondern auch vom veränderlichen, kontextabhängigen menschlichen Wahrnehmungsapparat. Der unmittelbaren Anschauung unzugänglich ist die Phasenlage, auf der das Phänomen der Interferenz beruht.

Von einer Lichtquelle gehen (im Modell der geometrischen Optik) Lichtstrahlen aus, die zusammen in Ausbreitungsrichtung Wellenfronten bilden (Abb. 5). Stellt man sich einen einzelnen Lichtstrahl als Sinuswelle vor, so befindet sich an jeder Stelle ein elektrisches Feld mit einer bestimmten Stärke. Am größten ist das Feld an der Stelle des Wellenberges. Mit Phase bezeichnet man die Stärke des elektrischen Feldes bezüglich seiner Quelle. Mit Hilfe der Phase lassen sich zwei Wellen gleicher Wellenlänge vergleichen: Sie können phasengleich sein, d.h. ihre Wellenberge sitzen an denselben Stellen, oder sie können gegenphasig sein, d.h. an der Stelle des Bergs der einen Welle befindet sich das Tal der anderen.


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1 Der Wellencharakter des Lichts beruht auf Gedanken, wie sie Faraday (1791-1867) formuliert hat, daß nämlich die an der Oberfläche disparaten Erscheinungen in ihrem Grund ein und dasselbe seien. Die Schwingung war eine vereinheitlichende Idee, "unter der sich nicht nur Schall und Licht zusammenfassen ließen, sondern auch elektrische Effekte." (Zajonc, 1994, S. 158)

2 Das holographische Verfahren ist von sichtbaren Wellen unabhängig, prinzipiell lassen sich Wellenerscheinungen aller Art, z.B. auch akustische Wellen, aufzeichnen.


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